Newsletter vom 25. Juni 2017: Der grandiose Yosemite NP und über den Sonora Pass an die Ostseite der Sierra Nevada 
Wir haben ja schon  mal über die Amerikaner und ihre Wohnmobile geschrieben. Hier in der Nähe von  San Jose hat es besonders viele reiche Leute und deshalb muss man dem Thema  Wohnwagen noch ein Kapitel hinzufügen: Gestern sahen wir die Variante mit zwei  (!) angehängten PKWs (ein Pisten-Cabriolet für den Spass und ein Mercedes für  die Einkäufe). Und dann gibt es noch die Variante mit herausziehbarer Veranda  (mit Holzdeck und Platz für ein paar Liegestühle).  
Wir wissen nicht,  ob es in ganz Amerika so ist, aber hier in Kalifornien steht vor praktisch  jedem Haus (die absolute Mehrheit der Leute lebt in einem Haus mit Umschwung)  ein riesiges Wohnmobil oder ein Wohnwagen oder auch zwei. In etwas ärmeren  Gegenden kann die Grundfläche des Wohnwagens schon mal diejenige des Hauses  übertreffen. In Tara's Lieblingssendung - dem amerikanischen Pendent zu  "Mieten, kaufen, wohnen" - haben wir gelernt, dass Häuser fast nur  verkauft werden können, wenn der Umschwung genügend Platz bietet, um so ein 12  bis 18 Meter langes Wohnmobil abstellen zu können. Da nicht alle Backyards so  gross sind, ist die Vermietung von Parkflächen für RV's ein florierender  Geschäftszweig.  
Amerika ist ja  nicht gerade für lange Ferien bekannt, darum versuchen die Meisten, so viel wie  möglich in die Wochenenden zu packen. Das bedeutet, dass am Wochenende die  Campingplätze meist ausgebucht sind. Auch die letzten Nächte in der Morro Bay  konnten wir nur mit Glück buchen weil es eine Stornierung gab. Wenn dann im  Juli/August noch die europäischen Touristen dazukommen, wird es in Kalifornien  immer und überall sehr eng. Die Campingplätze im Yosemite sind auf jeden Fall  bis Ende September ausgebucht.  
Via Fresno fuhren  wir deshalb nur bis zum südlichen Parkeingang des Yosemite, nach Oakhurst. Hier  übernachteten wir auf dem Parkplatz des Chukchamsi Gold Resort & Casino.  Bei vielen Casinos darf man auf dem Parkplatz über Nacht stehen bleiben.  Natürlich hat es keine Annehmlichkeiten wie Strom oder Wasser, aber dafür dreht  die Security alle Stunde eine Runde.  
  Und dann zog im  Westen ein Gewitter auf und wir konnten zum ersten Mal die Dichtheit unseres  Campers testen - alles hält :-)  
Am nächsten Morgen  ging es im Schritttempo und als Teil einer unendlich langen Kolonne in den  Yosemite. Wegen einem Brand war die Hauptstrasse teilweise voll Rauch und nur  eingeschränkt befahrbar. In grossen Teilen des Parks sieht man noch die Spuren  der vergangenen Waldbrände. Viele Bäume sind angeschwärzt oder total verbrannt.  Man sieht auch ab und zu Feuerwehrautos unterwegs und es scheint, als ob einige  Löschzüge permanent an den Parkeingängen bereitstehen.  
Im Yosemite werden  Jahr für Jahr ein bis zwei Dutzend Bären von Autos überfahren. Wir sahen  bislang noch keine Bären, nur etwas Rotwild. Aber an allen Park- und  Picknickplätzen sieht man spezielle Kisten, in denen man seine Lebensmittel  bärensicher verstauen kann (da es keine gute Idee ist, diese im Auto und das  Auto dann unbeaufsichtigt zu lassen). Auch die Abfalleimer sind speziell gegen  Bären gesichert - so gut, dass selbst die Menschen sie manchmal nicht  aufbringen.  
Nicht ohne Grund  ist der Yosemite einer der touristischen Höhepunkte in Amerika. Die  Landschaft  ist grandios und von  atemberaubender Schönheit. Die Wasserfälle sind die Höchsten in Nordamerika  (die Yosemite Falls sind 740 Meter hoch) und die monumentalen Granitfelsen wie  El Capitan oder Half Dome sind bei Kletterern auf der ganzen Welt bekannt.  
  Die Kehrseite der  Medaille ist Dichtestress pur. Autofahrer drängeln rücksichtslos und geparkt  wird auf jedem freien Fleck, ob erlaubt oder nicht. Als wir nach der  Besichtigung des Glacier Point ins Yosemite Valley wollten, fanden wir im  ganzen hinteren Tal tatsächlich keine einzige Möglichkeit, unser Auto kurz  abzustellen. Tausende Autos bewegen sich im Schneckentempo durch das Tal und  stehen immer wieder im Stau. Es gibt Tage, an denen die Einfahrtsstrassen  geschlossen werden, weil der Park die Massen nicht mehr bewältigen kann. Eines  Tages wird man die Anzahl Besucher wohl kontingentieren müssen ...  
  Wir verbrachten  fast zwei Tage im Yosemite und hatten das Glück, nebst dem Neuschnee auch die  Folgen der aussergewöhnlich starken Schneefälle im Frühjahr (doppelt so viel  wie üblich) zu geniessen - nämlich extreme Mengen an Schmelzwasser, welches die  vielen Wasserfälle speist.  
Leider liegt immer  noch so viel Schnee, dass der Tioga Pass im Yosemite bis mindestens Mitte Juli  gesperrt bleibt. Aber glücklicherweise ist der etwas weiter nördlich gelegene  Sonora Pass seit einigen Tagen offen, denn unser nächstes Ziel ist der Mono  Lake auf der anderen Seite der Berge.  
Die Sierra Nevada,  einst ein fast unüberwindbares Hindernis für die Ochsengespanne mit ihren  Planwagen auf dem Weg in den Westen, überquert man heute in einigen Stunden.  Die Strasse zum Sonora Pass führt durch den Stanislaus Forest, ein unendlich  grosser, ursprünglicher Wald. Riesige Sequoias (Mammutbäume) säumten unseren  Weg und auf dem knapp 3000 Meter hohen Sonora Pass liegen noch mindestens 3  Meter Schnee.  
Am Bridgeport Lake,  etwa 25 Meilen nördlich des Mono Lake verbrachten wir dann fast eine Woche,  weil es uns dort so gut gefiel. Der kleine See liegt in einem Hochtal, etwa  2000 Meter über Meer und ist eingefasst von hohen, schneebedeckten Bergen. Wirklich  traumhaft schön und wir hatten auch mit dem Campingplatz Glück. Ein kleiner  Platz, direkt am See und liebevoll gepflegt. In den Duschen hat es vom  Duschmittel bis zu den Ohrenstäbli und dem Einmalrasierer einfach alles. Und  ein paar Kajaks und Standup Paddels hat es auch zur Verfügung der Gäste,  genauso wie gemeinsame Feuerstellen, um die man abends im Kreis sitzen und sich  Räubergeschichten erzählen kann. So einen hübschen Campingplatz sahen wir in  Amerika bis jetzt noch nie.  
Wir hatten in  dieser Woche am Bridgeport Lake wieder viel Unterhaltsarbeiten an unserem  fahrenden Zuhause zu erledigten und machten auch ein paar Ausflüge zu den  naheliegenden Sehenswürdigkeiten, allen voran dem Mono Lake. Dieser liegt im  sogenannten Mono Basin, einem wunderschönen Hochtal am Fuss der Sierra Nevada.  Das ungewöhnliche am Mono Lake sind die skurril geformten Kalksteingebilde, die  meterhoch aus dem Wasser ragen. Oder - zum grösseren Teil - mal aus dem Wasser  geragt haben. Durch den Wasserbedarf der grossen Städte an der Küste ist der  Seewasserspiegel in den letzten 40 Jahren nämlich dramatisch gesunken. In der  Nähe des Mono Lake gibt es auch eine echte Geisterstadt - Bodie. Vor etwa 150  Jahren, während der Zeit des Goldrausches lebten in Bodie über 10’000 Menschen.  Seither wurden die Häuser, grösstenteils aus Holz und Wellblech, in ihrem  ursprünglichen Zustand belassen. Es wurde nichts restauriert, lediglich ab und  zu ein paar Scheiben ersetzt, damit das Wetter das Innere der Häuser nicht  komplett zerstört. Und das ist nötig, fegen hier doch Winterstürme mit  angeblich über 300 km/h übers Land. Und nach den letzten Erdbeben wurden einige  Kamine mit Holzlatten gesichert. Ansonsten ist alles noch original wie vor 150  Jahren. Man kann in die Häuser reinschauen und sieht die Tapeten von den Wänden  fallen, die Matratzen sich auflösen und das Leder und den Stoff vermodern.  
Leider wurde es  jeden Tag heisser und wir beschlossen deshalb, wieder zurück an die Küste zu  fahren. Ursprünglich wollten wir via Lake Tahoe zurück über die Berge und den  Highway 49 herunterfahren, an welchem sich historische Goldrausch- und  Wildwest-Städtchen wie Perlen auf einer Schnur aneinanderreihen. Aber das muss  alles warten. Denn die Prognosen versprechen weit über vierzig Grad, und zwar  beidseits der Sierra Nevada. Wir fahren ziemlich im Zickzack, aber wir haben  die Zeit, uns etwas nach dem Wetter richten zu können. Und 45 Grad oder so  müssen wir ins nun wirklich nicht antun.  
Also wieder zurück  über die Berge. Es wird wohl nicht das letzte Mal sein, dass wir dieses  atemberaubend schöne Hochgebirge überqueren. Vor allem jetzt im Frühjahr, wo  noch viel Schnee liegt und die Gebirgsbäche zu reissenden Flüssen anschwellen,  kann man sich fast nicht sattsehen. Die Baumgrenze liegt weit oberhalb von 2000  Metern und selbst auf dem 3000 Meter hohen Sonora-Pass hat es dichte  Nadelwälder und immer wieder mächtige, steckengerade, rotstämmige Mammutbäume.  Auch scheint der Wald viel gesünder als weiter südlich, wo der Borkenkäfer und  Waldbrände immense Schäden angerichtet haben.  
  Wir hielten öfters  an um die Gegend zu geniessen und einmal schaute einen halben Meter neben dem  Auto ein Murmeltier aus seiner Höhle. Es war total neugierig und liess sich  durch uns und unsere Kameras überhaupt nicht stören. Süss! So nahe waren wir  einem Murmeli noch nie.  
Die Presse  vermeldete, dass in Kalifornien in den letzten Tagen alle vorangegangenen  Hitzerekorde gebrochen wurden. Und es soll noch schlimmer kommen. Teilweise bis  zu 48 Grad werden erwartet und die Bevölkerung wird gewarnt und aufgefordert,  zu Hause zu bleiben.  
  Wir sind zum Glück  schon in der Nähe der Küste. Aber auch hier in Gilroy umschlingt einen die  unmenschliche Hitze und raubt den Atem, sobald man das Auto verlässt. Die  Hitzewelle hat also nicht nur die Schweiz im Griff...  
Die nächsten Tage  werden wir bei den Schönen und Reichen verbringen - in Monterey, Ocean Grove  und Carmel-by-the-Sea.  
  Soviel für heute. 
Noch was: Wir  erfreuen uns immer wieder an der unkomplizierten und zugewandten Art der  Amerikaner. Es vergeht kaum ein Tag, an dem wir nicht irgendwo angesprochen  werden. Sei es von der Frau in der Schlange vor der Kaffeetheke die wissen  will, woher wir kommen und uns zeigt, wo die Gipfeli sind, sei es vom Mann beim  Brotregal der uns auf das - seiner Meinung nach - beste Brot hinweist. Es ist  ein italienisches Chiabatta und er komme schliesslich aus Italien, also müsse  er das wissen. Wir lernen viele Leute kennen, die selbst oder deren Eltern aus  Europa stammen und die sich noch sehr verbunden mit dem alten Kontinent fühlen.  Eigentlich sind ja alle Weissen in Amerika Einwanderer und umso  unverständlicher ist die Haltung des aktuellen US-Präsidenten gegenüber  Einwanderern. Er hat ja - nebst allen Muslimen - vor allem die Mexikaner auf seinem  Radar. Hier in Kalifornien fragt man sich aber, wie das gehen soll. Wir sehen  nämlich praktisch nur Mexikaner auf den riesigen Erdbeer-, Spargel- oder  Aprikosenfeldern arbeiten. Die Landwirtschaft hier würde ohne Mexikaner  schlicht nicht funktionieren.  
  
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    Nach dem Waldbrand  | 
    
 
  
  
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    Schnee auf dem Sonora-Pass  | 
    
 
  
  
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    Bärensichere Abfallkübel  | 
    
 
  
  
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    Das Yosemite-Valley  | 
    
 
  
  
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    Touristen am Glacier Point  | 
    
 
  
  
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    Aussicht über den Stanislaus Forest  | 
    
 
  
  
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    Morgenrot am Bridgeport Lake  | 
    
 
  
  
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    Abendstimmung am Bridgeport Lake (kein Photoshop!)  | 
    
 
  
  
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    Mono Lake  | 
    
 
  
  
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    Bodie - die besterhaltene Geisterstadt der USA  | 
    
 
  
  
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    Kirche in der Geisterstadt Bodie  | 
    
 
  
  
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    Murmeli  | 
    
 
  
  
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    Fifth wheel (Wohnauflieger) mit grossem Balkon  | 
    
 
  
  
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    Mexikanische Feldarbeiter  | 
    
 
  
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