Newsletter vom 19. Oktober 2017: Inselhopping im Pudget Sound, Regenwald auf der Olympic Halbinsel und Kultur in Portland 
Petrus meinte es in  der ersten Oktoberwoche extrem gut mit uns. Nach all dem Regen etablierte sich  ein stabiles Hoch, welches wunderschönes Herbstwetter brachte. Und wir liessen  uns nicht zweimal bitten und fuhren zurück nach Whitbey Island und setzten mit  der Fähre über auf die Olympic Halbinsel. 
In Port Townsend  übernachteten wir beim städtischen Bootshafen. Direkt am Wasser kann man den  Booten und der Fähre zuschauen und in zehn Minuten ist man zu Fuss mitten im  Städtchen mit all den schönen Häusern, den Läden (unter Anderem mindestens zwei  Schokolaterien), Beizen und Galerien. Und wenn man nicht so weit laufen will,  hat es innerhalb von ein paar Metern drei Restaurants zur Auswahl. Wir waren  begeistert und fanden, dass man es so aushalten kann. 
Trotzdem blieben wir  nur eine Nacht, denn wir wollten die wenigen schönen Tage möglichst gut  ausnutzen und fuhren (nach einem spektakulären Sonnenaufgang, den wir direkt  vom Bett aus bewundern konnten) weiter in den Olympic Nationalpark. 
Die Schatten waren  zwar schon sehr lange und die Sonne hatte nicht mehr viel Kraft, aber der  Himmel war wolkenlos und die Bäume leuchteten in den schönsten Farben.  
  Ein guter Teil des  Parks ist mit Regenwald bedeckt und wenn es dort gerade mal nicht regnet, ist  die Küste von dichtem Nebel bedeckt. Aber wir hatten Kaiserwetter. Von den  verschiedenen Aussichtspunkten aus sahen wir die schneebedeckten Gipfel des  Mount Baker, des Mount Olympus und der nördlichen Cascades. Wir sahen die  Gipfelzüge von British Columbia und die kanadische Stadt Victoria auf Vancouver  Island. Wir konnten den Booten in der Juan de Fuca Strait zusehen und den  grossen Schwärmen von Bergdohlen auf der Hurricane Ridge.  
Und wir fanden immer  wieder wunderschöne Orte zum Übernachten. Es hat kaum mehr Touristen und so  konnten wir jeweils an vorderster Wasserfront die Aussicht und die  Sonnenuntergänge geniessen. Einmal im tollen Salt Creek County Park, ein  anderes Mal in La Push - einem Reservat der Quileute Indianer - direkt am  Strand des First Beach. Dort machten wir auch eine Wanderung durch den  Regenwald zum Second Beach. Im dichten Wald, wo die Sonne fehlte, war es  empfindlich kalt (in der Nacht erreichten die Temperaturen kaum mehr den Gefrierpunkt).  
  Die Strände hier im  äussersten Nordwesten der USA sind oft von riesigen Mengen Treibholz bedeckt.  Die grossen Stämme zu überwinden ist mühsam, aber am Second Beach lohnt sich  die Kletterei. Der Strand ist bei Ebbe unendlich breit und vorgelagert in der  Brandung stehen fotogen zerklüftete Felsnadeln. Im flachen Wasser der Bucht  machte ein grosser Schwarm Pelikane Jagd auf Fische und wir genossen es,  endlich wieder einmal einen richtigen, ausgiebigen Strandspaziergang machen zu  können. 
Nicht die ganze  Olympic Halbinsel ist als Nationalpark ausgeschieden. Eine der grösseren  Ortschaften ausserhalb des Parks ist Forks, wo gemäss Ortsschild ein paar  Hundert Menschen und 8,5 Vampire wohnen. Scheinbar wurde hier eine Serie namens  Twilight Zone gedreht. Aber auch das half dem Ort nicht wirklich, stehen doch  die meisten Geschäfte leer (wie in vielen Orten entlang unserer Reise). 
  Den  "richtigen" Regenwald kann man im Hoh Rain Forest bestaunen. Dieser  Regenwald hat nicht viel mit den dampfenden, feucht-heissen Regenwäldern in der  Nähe des Äquators zu tun. Er ist viel eher feucht-klamm. Aber die Farne und  Moose und Flechten wuchern genauso und wir kamen uns vor, wie in einem  surrealen Märchenwald und erwarteten jeden Moment, dass ein blaues Einhorn um  die nächste Ecke kommt. Im Hoh Rain Forest hat es einen sehr schön gelegenen  Campground und wenn man Glück hat, erwischt man ein Plätzchen direkt am  Flussufer. Einfach nur schön!  
Aber auch die Gegenden  südlich der Olympic Peninsula an der Pazifikküste sind sehenswert. So zum  Beispiel Westport, ein kleines Städtchen mit einem ziemlich grossen  Fischerhafen. Hier tauchten in den letzten Jahren viele Klimaflüchtlinge auf,  denen es in ihren Herkunftsgewässern in Kalifornien ganz einfach zu warm wurde.  Wie eine grosse Kolonie Seelöwen, die sich auf den hölzernen Bootsstegen um die  begehrten Plätze an der Sonne stritten. Oder die braunen Pelikane, die sich in  perfekter Pfeilform ins Wasser stürzen. Sogar die Grauen und Weissen Haie hat  es in den letzten Jahren hierher verschlagen, erzählte uns ein Einheimischer. 
  Und uns verschlug es  in die entlegensten Ecken der Westküste Washingtons, wie zum Beispiel nach  Tokeland, wo wir an der kleinen Marina übernachteten und beim Abendspaziergang  einer Familie beim Fang der delikaten Dungeness Krabben zuschauten. Oder in den  State Park von Cape Disappointment mit dem schönen Waikiki Beach. 
  Im Sommer ist diese  Küste und die vielen Buchten wie die Willapa Bay (berühmt für ihre Austern!)  das Ziel unzähliger Touristen und Ferienhausbesitzer. Jetzt ist es hier  ruhiger, einzig die grosse Anzahl der Campingplätze, die relativ vielen Hotels  und Läden, von denen die allermeisten trotz verlängertem Wochenende geschlossen  sind, zeugen von betriebsameren Zeiten.  
Am Montag war Columbus  Day und als wir im Internet nach der Geschichte dieses Feiertages suchten,  fanden wir endlich den Ursprung für die bemerkenswerte Tatsache, dass fast alle  Feiertage in den USA an einem Montag stattfinden. Dies gehe auf einen  Kongress-Beschluss unter Richard Nixon aus dem Jahr 1971 zurück in welchem  verfügt wurde, dass bestimmte Feiertage von einem fixen Datum auf den  nächstfolgenden Montag verschoben werden, um so die Anzahl der langen  Wochenenden für Beamte zu erhöhen. Aha. 
Leider begann es nach  einer Woche Ausnahmewetter wieder zu regnen und was tut man an einem Regentag?  Man geht ins Museum! Also fuhren wir nach Astoria in Oregon, auf der anderen  Seite des Columbia Rivers. Eine Brücke von 6,5 km Länge überspannt die Mündung  dieses mächtigen Flusses. Da passte es gut, dass wir das Columbia River  Maritime Museum besuchten und hier vieles über diesen Fluss, seine Bedeutung  für die Schifffahrt und die gefährliche Arbeit der Lotsen und der Seerettung  erfuhren. Die Mündung dieses Flusses wird auch „The Graveyard of the Pacific“  ("Der Friedhof des Pazifiks") genannt. Seit 1792 sind hier etwa 2000  Schiffe gesunken und über 700 Menschen verloren ihr Leben. Die Kombination aus  rauher See, einem mächtigen Fluss und wandernden Sandbänken machen die Mündung  des Columbia Rivers zu einer der schwierigsten Passagen weltweit. 
Auch in Portland, wo  wir nun seit fast einer Woche sind, gingen wir ins Museum, und zwar ins Art  Museum. Leider eröffnet die Sonderausstellung über Animierte Filme erst übermorgen, aber das Museum war auch so absolut  sehenswert und wir verbrachten einige Stunden darin. 
  Etwa die Hälfte aller  Einwohner Oregons wohnt im Grossraum Portland, das heisst etwa zwei Millionen.  Aber das eigentliche Zentrum Portlands präsentiert sich sehr überschaubar und  gut zu Fuss zu erkunden. Dass hier 1% der Kosten eines Neubaus oder einer  Renovation für künstlerische Gestaltungsmassnahmen eingesetzt werden müssen,  tut dem Stadtbild gut, ebenso die vielen Bäume, Alleen und Parks. 
  Bekannt ist Oregon und  insbesondere Portland für die vielen Mikro-Brauereien, die hervorragendes Bier  produzieren und dieses häufig auch in einem der Brauerei angeschlossenen Pub  ausschenken. Das Essen in vielen dieser Pubs ist zwar deftig, aber manchmal  überraschend gut. Und oft bieten diese Brauereien auch etwas fürs Auge, wie die  Deschutes Brewery, die in einem alten Lagerhaus aus dem vorletzten Jahrhundert  angesiedelt ist. 
An einem anderen Tag  fuhren wir (immer mit dem gut ausgebauten ÖV) nach Vancouver, auf der anderen  Seite des Columbia Rivers in Washington. Vancouver leidet am gleichen Schicksal  wie unsere Grenzstädte Kreuzlingen oder Koblenz. Denn mit dem Bus ist man in  zehn Minuten in Oregon, wo man auf allen Einkäufen und Konsumationen und  Dienstleistungen keine Taxen bezahlt. Das macht immerhin etwa 10 Prozent aus.  Und wie bei uns im grenznahen Deutschland hat es hier in den grenznahen  Vierteln Portlands riesige Einkaufszentren mit allen Grossverteilern und  Ladenketten die man sich denken kann (und natürlich auch allen Fress-Ketten).  Die bittere - sichtbare - Konsequenz für Vancouver sind leerstehende Läden und  geschlossene Restaurants. Der Gang durch die Innenstadt ist einfach nur  deprimierend, denn zu den verrammelten Schaufenstern kommen die vielen  Obdachlosen und Randständigen dazu. 
  Also hielten wir uns  nicht lange in der Stadt auf, sondern spazierten zur Fort Vancouver National  Historic Site. Das alte Fort interessierte uns weniger, aber die vielen  wunderschönen viktorianischen Gebäude an der Officers Row, welche den  Offizieren des Forts und ihren Familien als Unterkunft dienten umso mehr. Das  ehemalige Heim des Generals Ulysses S. Grant zum Beispiel ist heute ein gediegenes Restaurant,  in anderen Häusern haben sich Arztpraxen, Versicherungen und wohlhabende  Privatleute eingemietet. Ein weiteres herrliches Haus bewohnte George C.  Marshall, dessen "Marshall-Plan" ja zumindest als Bezeichnung in  Europa gut bekannt sein dürfte. 
Aber hauptsächlich  verbrachten wir die letzten Tage mit den Vorbereitungen für das Einstellen des  Campers. Ende dieser Woche kommt er in ein Lager, aber vorher wird er noch  aussen und innen geputzt, alle Tanks geleert und ein Service muss auch gemacht  werden. 
Die letzte Woche  unseres USA-Aufenthaltes werden wir in Seattle verbringen, bevor wir Anfangs  November zurück nach Hause kommen. Wir freuen uns sehr darauf, euch wieder zu  sehen.  
  
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    Hurricane Ridge im Olympic National Park  | 
    
 
  
  
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    Salt Creek County Parc im Norden der Olympic Peninsula  | 
    
 
  
  
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    Tongue Point im Salt Creek County Parc  | 
    
 
  
  
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    Pelikane beim Fischen  | 
    
 
  
  
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    Abendstimmung am First Beach bei La Push  | 
    
 
  
  
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    Abendstimmung am First Beach bei La Push  | 
    
 
  
  
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    Regenwald im Hoh Rain Forest  | 
    
 
  
  
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    Regenwald im Hoh Rain Forest  | 
    
 
  
  
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    Campen am Hoh River im Olympic National Park  | 
    
 
  
  
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    Seelöwen in Westport  | 
    
 
  
  
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    Die guten Plätze sind begehrt  | 
    
 
  
  
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    Pelikane im Hafen von Tokeland  | 
    
 
  
  
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    Dungeness Krabben  | 
    
 
  
  
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    Da herrscht ein kleiner Renovierungsbedarf  | 
    
 
  
  
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    Kunst in Portland  | 
    
 
  
  
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    Bierdegustation  | 
    
 
  
  
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    Neulich im Supermarkt ...  | 
    
 
  
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