Newsletter vom 7. Dezember 2022: Verregnete Strandferien am Golf von Mexiko 
Zwei  Wochen lang trödelten wir der Küste des Golfes von Mexiko entlang, immer auf  der Suche nach schönem Wetter. Das Wetter - das Schlechte - schlich ebenfalls  der Küste entlang, immer auf der Suche nach uns beiden. Zuerst waren wir an der  Christmas Bay bei Galveston: sintflutartiger Regen und eiskalte Winde die ganze  Woche, den Strand besuchten wir genau ein Mal. Dann waren wir an der Mündung  des Colorado River in der Matagorda Bay: hier nutzten wir die einzige  Aufhellung für einen Strandspaziergang und kamen nach einer halben Stunde  Pitschnass zurück. Dann waren wir am Magnolia Beach: hier brauchte das  schlechte Wetter einen Tag bis es uns fand, schlug dann aber umso heftiger zu  und überflutete alles ringsherum. Dann waren wir in Port Aransas bei Corpus Christi:  Regen war nicht mehr in Sicht, also musste eine dicke Suppe aus Nebel her,  damit wir ja nicht in den Genuss von Sonne kämen. 
Tara war das eigentlich egal, sie lag die meiste Zeit mit einer fetten  Erkältung im Bett. Auch Zoltan bekam einen Streifschuss ab, aber zum Glück  nicht so stark. 
Einen  Höhepunkt hatte Corpus Christi immerhin zu bieten: eine Deutsche Bäckerei samt  Meisterbrief an der Wand und dunklem Brot, Laugenbrezeln und -brötchen,  Mohnstrudel und Vanillekipferl. Ein Schlaraffenland! 
Unsere  nächste Destination war San Antonio, welches zweierlei zu bieten hat:  Einerseits den Austragungsort der Schlacht von Alamo, Pflichtstoff in den  amerikanischen Schulen. Alamo ist der Stoff, aus dem Heldensagen gestrickt  werden: 7000 mexikanische Angreifer gegen 200 texanische Verteidiger (von  denen keiner überlebte). Die Kirche der ehemaligen Missionsstation aus dem 18.  Jahrhundert kann noch besichtigt werden, aber extrem spektakulär ist das nicht. 
  Andererseits - und viel interessanter - den legendären River Walk, eine mehrere  Kilometer lange Fußgängerpromenade mit Cafés und Geschäften entlang des San  Antonio River. Der Fluss schlängelt sich mitten durch die Stadt und bietet auf  beiden Seiten einen Uferweg, welcher dank den vielen Blumen und Bäumen wie ein  langer Park wirkt. Nicht nur Menschen tummeln sich am Ufer des San Antonio  River, sondern auch vielerlei Wasservögel und natürlich die allgegenwärtigen  Hörnchen. Wir liessen uns treiben, kehrten ein für einen Drink oder eine  Quesadilla, schauten den Strassenkünstlern zu und genossen es, wiedermal in  einer Stadt zu sein. Es war zwar stark bewölkt, aber warm genug um draussen zu  sitzen. 
Auf  unserem weiteren Weg kamen wir per Zufall an der Kleinstadt Uvalde vorbei, wo  im Mai bei einem Amoklauf an der Robb Elementary School 19 Schulkinder und zwei  Lehrerinnen von einem 18-Jährigen erschossen wurden. Das Schulmassaker von  Uvalde ist dasjenige mit der zweithöchsten Zahl an Todesopfern seit Beginn der  Aufzeichnungen. Mag sein, dass der dicke Nebel unsere Sicht etwas beeinflusste,  aber Uvalde sieht extrem ärmlich und perspektivenlos aus. Aus Wikipedia:  "Etwa 90 % der Schülerschaft der Robb Elementary School sind  hispanischer Herkunft; etwa 81 % kommen aus wirtschaftlich benachteiligten  Verhältnissen. In der Stadt ist nahezu die Hälfte der Bevölkerung nicht  englischsprachig." 
In  Del Rio erreichten wir den Grenzfluss Rio Grande und werden wohl nie mehr so  nahe an die mexikanische Grenze kommen. Es hatte kaum mehr Verkehr und die  Landschaft wird von niedrigen, verholzten Büschen, Kakteen, Agaven und Yuccas  dominiert. Ab und zu sahen wir den US-Grenzschutz patrouillieren, ansonsten  gehört das Land den Klapperschlangen (eine konnten wir beobachten, wie sie von  einem Raubvogel verschlungen wurde). 
  Die Strasse so nahe an der Grenze ist Niemandsland. Eine breite Schneise wurde  geschlagen, damit man illegale Immigranten beim Überqueren dieser gut sehen  kann. Zusätzlich hat es immer wieder Kontrollstationen, wo alle angehalten und  überprüft werden. Und auf den sandigen Service-Strassen ziehen die  Grenzschützer Autoreifen hinter ihren Trucks her, damit sie später die frischen Fussspuren  besser sehen können. Diese Grenze ist bitterer Ernst! 
Wir  sind im Moment in Marfa, einem verlorenen Kaff im Südwesten von Texas. Hier  sagen sich nur noch die Coyoten und Hasen gute Nacht. Und ach ja: es regnet. 
PS: Texas ist nach Alaska  flächenmässig der zweitgrösste Bundesstaat der USA. Und so scheint hier auch  alles etwas grösser: die Cowboyhüte, die auch im Truck getragen werden, die  Zwiebeln und Äpfel im Supermarkt, die für jeweils eine Grossfamilie ausreichen,  aber auch der persönliche Raumbedarf der einzelnen Menschen. "Ich bin  Texaner, ich bin hier zu Hause, ich habe hier das Sagen", so kommt es uns  oft vor. Man interpretiert Regeln grosszügig zum eigenen Vorteil und ist  bezüglich Emissionen wenig emphatisch. Dass die Motoren ALLER Fahrzeuge vor dem  Losfahren mindestens zehn Minuten vorwärmen müssen und nach dem Anhalten  mindestens noch zehn Minuten zum Abkühlen weiterlaufen müssen, daran sollten  wir uns ja mittlerweile gewöhnt haben. Was wir jetzt aber zum ersten Mal sahen:  dass die Fernbedienung zum Öffnen der Autotüren auch gleich noch den Motor  startet. Punkto Umweltbewusstsein steckt hier schon noch vieles in den  Kinderschuhen. 
  
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    Es ist saukalt  | 
    
 
  
  
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    Strandläufer  | 
    
 
  
  
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       Effizienter Angler am Colorado River 
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    Die Beute: ein stattlicher Süsswassertrommler  | 
    
 
  
  
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    Braunpelikan  | 
    
 
  
  
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    Bonapartemöve  | 
    
 
  
  
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    Am  Riverwalk in San Antonio, Texas  | 
    
 
  
  
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    Stärkung auf mexikanisch  | 
    
 
  
  
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    Texas-Ranger  | 
    
 
  
  
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    Nebenfluss des Rio Grande  | 
    
 
  
  
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    Auch wir tappen ab und zu in eine Fotofalle  | 
    
 
  
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