Newsletter vom 24. Dezember 2022: Von Marfa (James Dean war auch mal da) via El Paso und Tucson in die Sonora Desert 
Das  "verlorene Kaff" in der Wüste - Marfa - hat sich dann doch noch als  interessant herausgestellt. Es hat zum Beispiel eine tolle Bäckerei, wo Tara  das allerbeste Schoggi-Croissant ever gegessen hat und auch das Sauerteigbrot  war einsame Spitze. Ausserdem bemüht sich Marfa, Künstler anzuziehen und es hat  tatsächlich einige Galerien, welche man hier kaum vermutet. Das ist auch der  Grund, dass wir an der Bar des Hotels George einen Schweizer kennenlernten,  welcher für die Art Basel arbeitet. Ja, und auch für James Dean-Fans dürfte  Marfa interessant sein, wurden hier doch Filme wie z.B.  "Giant" gedreht. 
Ein  persönliches Highlight erlebten wir dann allerdings etwa 50km nördlich von  Marfa. Dort hat es inmitten der roten Felsen (es sieht fast aus wie in Australien)  einen Weinberg mit süffigem, aber teuren Wein und einen kleinen Campingplatz -  Crow's Nest Ranch and Campground. Dieser ist dermassen in der Wildnis, dass die  Hirsche auf dem Platz äsen, die Kojoten in der Nacht heulen und die  Wildschweine einen verfolgen. 
Unser  nächstes grösseres Ziel war El Paso. Unterwegs durchquerten wir  Fast-Geisterstädte (z.B. Valentine, etwa 50 Einwohner und noch viel mehr  Ruinen), kreuzten Patrouillenfahrzeuge der Grenzpolizei und hatten Mitleid mit  den paar Kühen, die diese ausgedörrte Landschaft sprenkeln und keinen Schatten  finden. Und ab und zu sieht man Hunderte von ihnen auf einem Haufen, wenn man  an einer Verladestation vorbeifährt. 
  Je näher wir El Paso kamen, umso mehr litten wir an einem kleinen Kulturschock.  Nach so vielen Tagen in ländlichen oder verlassenen Gebieten wurden wir von den  vielen Reklametafeln für Motels, Fastfood-Restaurants und Tankstellen und vom  enormen Verkehr auf der Interstate 10 buchstäblich überfahren. 
El  Paso liegt direkt an der Grenze und könnte mit der mexikanischen Stadt Ciudad  Juarez auf der anderen Seite des Rio Grande praktisch eine Einheit bilden. Doch  genau hier steht natürlich ein langer Abschnitt des berühmten Grenzzaunes, den  Trump seinen Wählern versprochen hat. 
  Aber auch dieser Zaun konnte die einigen Hundert Flüchtlinge nicht stoppen,  denen es am Vortag gelungen war, in El Paso die Grenze zu überwinden. Uns taten  die obdachlosen Flüchtlinge extrem leid, denn die Temperaturen fielen und  fielen und die Hügel ringsherum trugen schon weisse Kappen. 
  Auch unsere Pläne wurden durchkreuzt, denn die Wetter-Aussichten sind noch viel  schlechter und so mussten wir uns entscheiden, die Sehenswürdigkeiten in New  Mexico und weiter nördlich zu vergessen und so schnell wie möglich in wärmere  Gefilde zu flüchten. 
  Aber vorher gingen wir mexikanisch essen (wenn nicht hier wann dann?). Unser  Gastgeber hatte uns ein Restaurant empfohlen, welches von aussen sehr  unscheinbar und ziemlich abgelegen ist. Umso grösser war unsere Überraschung,  als wir die Türe öffneten und drei grosse Esssäle sahen, die allesamt praktisch  bis auf den letzten Platz von Einheimischen besetzt waren. An einer Wand hingen  dutzende Auszeichnungen für das "Beste Mexikanische Restaurant" in El  Paso. Tara gönnte sich eine feine Margarita und dann schlugen wir uns die  Bäuche voll. 
Die  nächste Destination war Tucson, wo wir einige Zeit verbrachten und sich Zoltan  mit dem Besuch des Pima Air & Space Museum, einem der grössten  Luftfahrtmuseen der Welt, einen Bubentraum erfüllte. In einigen riesigen  Hangars und auf etwa 30 Hektaren Aussengelände werden über 300 historische  Flugzeuge, von der Flugmaschine der Wrights bis zum Dreamliner gezeigt. Der  Schwerpunkt der Ausstellung gehört der Militärgeschichte. Vor allem Flugzeuge  des zweiten Weltkrieges und der folgenden Kriege, in denen die Air Force  involviert war, sind ausgestellt. 
  Wer sich für Militärgeschichte interessiert und einmal von nahem  Bombenschächte, Bordmaschinengewehre und Transportflugzeuge sehen will, ist im  Pima richtig. Aber auch Raritäten wie eine alte "Connie" (Lockheed  Constellation) und einige Präsidentenmaschinen sind zu bestaunen. 
Auf  der anderen Seite von Tucson liegt der spektakuläre Saguaro Nationalpark. 
  Das Wahrzeichen des Parks sind die riesigen Säulenkakteen (Saguaros). Diese  werden bis 250 Jahre alt und können bis 800 Liter Wasser speichern (welches für  den Menschen leider nicht geniessbar ist). 
  Nebst den Saguaros hat es unzählige Arten anderer Kakteen, wie z.B. die  Feigenkakteen. Es sei übrigens ein Irrtum, erzählte uns der Ranger, dass  Spanien mit dem Gold der Azteken reich wurde. Nein, man entdeckte die  Cochenille Schildlaus, die vor allem auf den Feigenkakteen vorkommt und die  einen karminroten Farbstoff absondert (damals brauchte man eine Farbe, welche  so teuer war, dass sie dem Adel und dem Klerus vorbehalten war und diese  spezielle Klientel verlangte in ganz Europa nach dem raren Farbstoff). 
  Aber es hat - nebst den Läusen - auch eine vielfältige Tierwelt, von  Schwarzbären und Berglöwen bis zu Taranteln und Skorpionen. Und vielerlei Vögel  wie z.B. Spechte, die Löcher in die Saguaros hacken und dort drin brüten. Und  etwa 5 Arten hochgiftige Klapperschlangen gibt es, eine giftiger als die  andere. Man soll übrigens ja nicht versuchen, die Wunde auszusaugen oder das  betroffene Glied abzubinden, sondern sich so schnell wie möglich ins nächste  Krankenhaus begeben. Sofern man denn eine Kreditkarte hat, denn die muss man  als Erstes vorweisen, da die Behandlung bis zu 200'000 US-Dollar und mehr  kostet (diese Info gab uns ebenfalls der Ranger, der noch viele andere  interessante Fakten und Anekdoten wusste). 
Einer  der schönsten Campingplätze ever befindet sich inmitten so einer  Kakteenlandschaft - der Old Dutchman State Park östlich von Phoenix. Die  Sonnenuntergänge waren oskarverdächtig und niedliche Kaninchen mit weissen  Schwänzchen bevölkern den Platz. Zudem war es absolut ruhig, ein richtiges  Traumplätzchen. 
In  Phoenix selbst machten wir eigentlich nur einen Einkaufsstopp (in der deutschen  Wursterei gab es für uns Fleischkäse, Hackbraten, ein Glas Sauerkraut und  frische Bratwürste und in der deutschen Bäckerei ein dunkles Brot, natürlich  Bretzel und feine Lebkuchen-Guetzli) bevor wir weiter nach Gila Bend fuhren.  Hier in der Sonora-Wüste werden wir die Weihnachtstage verbringen. Bei  angenehm warmen 20 Grad. 
Aber  ansonsten spielt das Wetter in Amerika verrückt. Wenn man den Fernseher  einschaltet, wird man mit Horror-Nachrichten eingedeckt. Lokal wüten Blizzards,  in praktisch ganz Amerika fallen die Temperaturen auf bis zu minus 50 Grad  Celsius und nun wird sogar ein sogenannter Bombenzyklon erwartet. Es gibt genau  zwei kleine Flecken, die von diesem Unwetter verschont bleiben: Florida und der  Süden von Kalifornien und Arizona. 
Wir wünschen euch ganz  schöne Festtage und einen guten Rutsch! 
  
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    Texas, what else  | 
    
 
  
  
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    Der Film Giant wurde in Marfa gedreht  | 
    
 
  
  
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       Besuch auf Crow's Nest Ranch
      Campground 
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    Château Wright Winery am Blue Mountain Trail  | 
    
 
  
  
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    Die Blue Mountains von Texas  | 
    
 
  
  
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    Gaumenschmaus in El Paso  | 
    
 
  
  
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    Säulenkakteen im Saguaro Nationalpark  | 
    
 
  
  
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    Kaktus-Zaunkönig  | 
    
 
  
  
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    Eine stachelige Angelegenheit  | 
    
 
  
  
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    Campingplatz with a View  | 
    
 
  
  
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    Sonnenuntergang über dem Saguaro NP  | 
    
 
  
  
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    Camping im Süden von Arizona  | 
    
 
  
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