Zwei Wochen in  Melbourne 
Montag, 11. April 2016 
Vier Stunden dauert der  Flug nach Melbourne und da wir nach Westen fliegen, ist der Tag heute zwei  Stunden länger. Elizabeth holte uns mit Ricardo am Flughafen ab und schon auf  der Fahrt Richtung Mulgrave (der Vorort liegt vom Flughafen aus gesehen auf der  anderen Seite der Stadt und man braucht über eine Stunde Fahrzeit auf der  Autobahn) kam uns vieles wieder bekannt vor. Und es roch bekannt nach den  vielen Eukalypten, die die Strasse säumen. Einen Stopp machten wir im riesigen  Einkaufszentrum Chadstone, wo Elizabeth noch frisches Brot kaufte und wir einen  kleinen Lunch hatten bevor wir zu ihrem Haus in Mulgrave fuhren. In Chadstone  findet man alle bekannten Marken von Victorias Secret bis Armani, sogar Armani  for Kids gibt es. Ein simples T-Shirt kostet stolze 145 Dollar... 
Den Nachmittag verbrachten  wir draussen im Garten und kosteten vom Wein, den Ricardo in der Garage selbst  herstellt. Es war ziemlich kalt (am Nachmittag etwa 16 Grad) und Tara bekam  schon bald ihr "Melbourne-Syndrom": ihr war so kalt, dass sie sich  den ganzen Abend nicht mehr aufwärmen konnte und im Bett die (zum Glück  vorhandene) Heizdecke brauchte. Irgendwie ertragen die Melbourner ihre Kälte in  der Übergangszeit viel besser als wir. Sie wollten sogar draussen Abendessen... 
  
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    Liz und Tara  | 
    
 
Dienstag,  12. April 2016 
Nach einem gemütlichen  Frühstück fuhren wir in ein griechisches Viertel, in dem die älteren Männer am  Kaffeehaustisch zusammensitzen, so wie in Griechenland auf dem Dorfplatz. Ein  paar der Läden sind sogar mit kyrillischen Buchstaben beschriftet. Man sagt,  dass dieser Stadtteil die grösste griechische Stadt ausserhalb Griechenlands  ist. In einem der Kaffees gab es dann ein paar feine Baklavas und in der  Fischhandlung wurden die Zutaten zur Paella gekauft, die es morgen Abend geben  soll. 
Mittwoch,  13. April 2016 
Wir  besuchten heute Oscar im Heim. Oscar ist ein Grossonkel von Tara und er hat uns  immer beherbergt, wenn wir in Australien waren. Er hat uns sehr viel gegeben  und wir hatten manch schöne Stunde in seinem Wintergarten bei einem Glas Wein.  Oscar hat Alzheimer und ist seit letztem Herbst im Heim. Es war ein trauriger  Besuch, denn  er hat uns nicht mehr erkannt. Manchmal hatte er bessere  Momente und konnte sich wenigstens an den Namen Annegret erinnern. Aber den  Link zur anwesenden Tara konnte er nicht mehr machen. Seine geschiedene Frau  Marina schaut jeden Tag nach ihm, aber auch sie erkennt er  nicht mehr. Es ist sehr, sehr traurig. Uns ging der Abschied von Oscar ziemlich  an die Nieren, denn wir werden ihn wohl nie mehr sehen. 
  Mit  Marina und ihrer Nichte gingen wir dann zum Lunch und anschliessend gab es  Schwarzwälder Torte bei ihr zu Hause. Und am Abend Paella bei Liz... Wir essen  viel zu viel! 
Donnerstag, 14. April 2016 
TarraWarra  heisst das Weingut im Yarra Valley, in welchem wir heute Mittag assen. Zuerst  waren wir aber zu einem Tasting im Weingut von Chandon, wo der berühmte  Champagner Moët Chandon hergestellt wird. Und wo wir zusammen mit einer  Busladung voller chinesischer Touristen (damit wir es uns nicht abgewöhnen) die  schöne Aussicht über die Weinberge genossen. 
  
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    Champagner-Degustation bei Moët Chandon  | 
    
 
Auch  TarraWarra liegt wunderschön, auf einer Anhöhe mit Blick über das Yarra Valley.  Moderne Architektur, Kunst im Garten, herrliche Weine und ein sehr gutes  Mittagessen wurden am Schluss noch durch einen Besuch in der hauseigenen  Kunstgallerie gekrönt. Wiedermal ein ganz tolles Weingut!  
  
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    Tastingraum und moderne Architektur im Weingut TarraWarra  | 
    
 
Und  eine ziemlich lange Fahrt. Aber die Aussies haben ein ganz anderes Verhältnis  zu Distanzen und für die liegt Yarra Valley "just around the corner".  Wir beide waren auf jeden Fall am Abend todmüde und schon nach Acht im Bett.  Was eventuell auch etwas am Wein lag.... 
Freitag, 15. April 2016 
Heute mussten wir sehr früh aus den Federn, denn um 7:30 war Abmarsch  resp. Abfahrt. Wiederum anderthalb Stunden Autofahrt für den Besuch der  Peninsula Hot Spring, einer SPA-Anlage auf der Mornington Peninsula südlich  von Melbourne. Wir sassen mindestens eine dreiviertel Stunde im Becken mit dem  heissen Wasser und genossen die Wärme (insbesondere Tara nach den letzten  Tagen). Dabei wäre das heute gar nicht nötig gewesen, denn die Sonne schien von  einem wolkenlosen Himmel und trieb die Temperaturen an diesem Herbsttag auf  angenehme 27 Grad. 
  Zum Lunch (ja ja, schon wieder essen :-) fuhren wir bis fast an die  Südseite der Halbinsel zum Weingut Montalto. Wiederum eine wunderschöne Gegend,  viel Kunst, ein lauschiger Garten und eine Karte, die einem das Wasser im Mund  zusammenlaufen lässt. Hach, kann das Leben schön sein... 
Samstag, 16. April 2016 
Zoltan ging mit Liz und Ricardo auf einen ausgiebigen Spaziergang und  Tara genoss die Zeit mit sich und der Hauskatze im Garten, bis die dunklen  Wolken immer näher kamen und es empfindlich abkühlte. 
  Leider kühlt es drinnen im Haus mindestens so schnell ab und Tara trug  schon bald wieder alle Kleider übereinander, die sie dabei hatte. 
Sonntag, 17. April 2016 
Zum Abschied gab es Champagner und Lachs an der warmen Herbstsonne im  Garten. Die Katze von Elizabeth hatte sich mittlerweile an uns gewöhnt (jetzt  wo wir gehen :-( und leistete uns Gesellschaft. Und dann hiess es Abschied  nehmen vom Kambara Drive 18 und von Mulgrave. Mit allerhöchster  Wahrscheinlichkeit werden wir nie mehr hierher kommen.  
  Elizabeth fuhr uns ins Zentrum und begleitete uns noch ins Appartement,  welches wir hier an der Southbank via Airbnb gemietet haben. Im 26ten Stock des  City Towers, mit Aussicht auf die anderen Wolkenkratzer der Southbank.  Eigentlich handelt es sich um eine 3,5-Zimmer-Wohnung mit zwei Badezimmern,  einer kleinen Küche, einem Waschturm mit Tumbler in einem der Bäder und einem  begehbaren Kleiderschrank in einem der Schlafzimmer. Die Lage könnte etwas  ruhiger sein, aber wir sind ja nur eine Woche hier.  
  
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    Unser Appartement in der Southbank und die Aussicht vom Balkon  | 
    
 
Am Ufer des Yarra genossen wir dann noch die letzten Sonnenstrahlen und  ein ganz kleines z'Nacht, bevor wir uns mit ein paar Flaschen Wasser und Wein  in unser Reich zurückzogen. 
  
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    Am Ufer des Yarra River in Melbourne  | 
    
  
  
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    Auch die Aussies geniessen den Feierabend  | 
    
 
 
  
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    Kunst am Bau in Melbourne  | 
    
 
Montag, 18. April 2016 
Um zehn Uhr hatten wir an der Flinders Station mit Peggy und Lawrie  abgemacht und mit diesen verbrachten wir auch den ganzen Tag.  
  
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    DER Treffpunkt in Melbourne: Flinders Station, "Under the clocks"  | 
    
  
  
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    Lawrence und Peggy  | 
    
 
Zuerst im  riesigen, wunderschönen Botanischen Garten von Melbourne und dann in der  National Gallery von Victoria, wo dem Gemälde "Whistler's Mother"  eine ganze Sonderausstellung gewidmet ist. Das Gemälde ist eine Leihgabe des  Musée d'Orsay in Paris und lockt Scharen von Menschen ins Museum. Die grösste  Schlange steht aber vor dem Eintritt zur anderen Sonderausstellung, derjenigen  mit Werken von Andy Warhol und Ai Weiwei.  
  
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    Installation von Ai Weiwei  | 
    
 
Zum Abendessen in einem Italienischen Restaurant gesellten sich dann  auch noch Sarah und Marc dazu, die älteste Tochter der beiden samt  Schwiegersohn. Es war ein sehr schöner, anregender Abend und wer weiss,  vielleicht sehen wir das eine oder andere Paar nochmals in Europa. 
Dienstag, 19. April 2016 
Da die Sonderausstellung mit Werken von Andy Warhol und Ai Weiwei nur  noch drei Tage offen ist (und wir ab Morgen für die nächsten drei Tage keine  Zeit mehr haben), gingen wir heute trotz traumhaft schönem Wetter nochmal in  die National Gallery. Und es hat sich gelohnt. Andy Warhol und Ai Weiwei sind  zwei geniale Künstler mit extrem vielen Gemeinsamkeiten. Getroffen haben sie  sich zwar nie, aber sie wurden durch den gleichen Künstler und durch die  gleiche Zeit beeinflusst. Auf jeden Fall kann man diese Ausstellung durchaus  als Dialog zwischen Warhol und Weiwei betrachten. 
  
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    Passfotoautomat à la Andy Warhol  | 
    
 
Zum Abendessen trafen wir uns mit Liz und Ricardo und mit Eugene, dem  Ex-Mann von Liz. Eugene hat ein schickes Appartement in Melbourne, fast direkt  am Yarra River. Er tischte uns ein feines, selbstgemachtes Abendessen auf und  öffnete ein paar wunderbare Flaschen Wein. Es war ein sehr vergnüglicher Abend! 
Mittwoch, 20. April 2016 
Wir wollten nicht abreisen, ohne Oscar und Myrna nochmals gesehen zu  haben. Also stiegen wir heute in den Zug Richtung Noble Park, wo das Heim von  Oscar ist und wo uns Myrna am Bahnhof abholte. Oscar hatte einen  vergleichsweise guten Tag, denn wieder erinnerte er sich an den Namen Annegret  und einen ganz kurzen Moment lang blitzte sogar so etwas wie Erkennen oder  Erinnern in seinem Gesicht auf. Aber das kann auch eine Täuschung gewesen sein.  Und sein Winken, als wir ihn verliessen, war wahrscheinlich auch nur ein  Nachahmen unseres Winkens. Alzheimer ist eine grausame Krankheit. Sie nimmt uns  einen Menschen weg und lässt eine Hülle zurück die einem vorgaukelt, dass der  geliebte Mensch noch da ist. Dabei ist es wirklich nur noch eine Hülle... 
  Wir verbrachten dann noch etwas Zeit mit Myrna und fuhren unter anderem  auf den riesigen Friedhof Springvale. Es hat dort neuerdings eine Chinesische  Sektion, wo die letzten Parzellen auf Käufer warten. 
  
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    Letzte Gelegenheit ein Grab mit Aussicht zu erwerben  | 
    
 
Zuoberst am Hügel sind die  Parzellen am Grössten und die Marmor-Gräber, die darauf errichtet wurden,  müssen ein Vermögen kosten. Der Kauf eines Grabes wird wohl wie eine Investition  angeschaut und die meisten Gräber haben bereits die Namen und Geburtsdaten der  Besitzer und ihrer Familienmitglieder eingraviert( es fehlt nur noch das  Todesdatum). Anstelle von Blumen werden oft Früchte und andere Lebensmittel auf  das Grab gelegt. 
Im 170 Hektaren grossen Friedhof mit über einer halben Million Toten hat  es auch einen riesigen Rosengarten (übrigens heisst der Friedhof  "Springvale Botanical Cemetery"), ein Kaffee mit Banketträumen und  mittendurch führt eine 4-spurige Strasse. Halt einfach ganz andere Dimensionen  als bei uns. 
Zurück in der Stadt führte unser Heimweg wie üblich durch den riesigen  Komplex des Crown Hotels und Casinos, wo wir uns mit Sushis für das Abendessen  eindeckten. 
Donnerstag, 21. April 2016 
Wir verbrachten fast den ganzen Tag mit Doris, einer alten Freundin aus  der Schweiz, die seit geschätzten 20 Jahren in Melbourne lebt. Wir schlenderten  durch die Viertel Fitzroy und Carlton, machten einen Besuch in ihrem 150 Jahre  alten Häuschen in Collingwood und gingen zusammen in ein Japanisches Restaurant  zum Abendessen. Auch in diesen Vierteln findet man Street-Art und auch hier  können einige Gemälde richtig begeistern. 
 
 
  
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    Street-Art in Melbourne  | 
    
 
Am Nachmittag hatte es angefangen zu regnen und als wir uns  verabschiedeten (da Doris ab und zu in die Schweiz kommt, war das wenigstens keine so traurige Verabschiedung) schüttete es regelrecht und das Wasser stand in grossen  Pfützen in den Strassen (wobei Pfütze für diese Seen etwas untertrieben ist).  Ziemlich nass kamen wir nach fast einer dreiviertel Stunde Tramfahrt im City  Tower, unserem temporären Zuhause an. 
Freitag, 22. April 2016 
Wir trafen uns heute nochmal mit Elizabeth und Ricardo und verbrachten  mit ihnen den Tag. Nach einem Frühstück im Brunetti in Carlton (so eine riesige  Auswahl an Torten, Kuchen und Patisserie haben wir noch nie gesehen) gab es zum  Mittagessen die "beste Pizza Napoletana" ausserhalb Italiens (mit  dieser Auszeichnung brüstet sich jedenfalls das Restaurant "400  Gradi" in Brunswick). Und dann spazierten wir im Zentrum durch die vielen  Laneways und Arcaden die es hier gibt. Den Abschiedssekt tranken wir am Ufer  des Yarra und dann hiess es good bye bis zum nächsten Mal. Wir werden ja  wahrscheinlich nicht mehr nach Australien kommen, aber Elizabeth kommt nächstes  Jahr eventuell nach Europa. Das machte das Abschiednehmen etwas leichter. 
Samstag, 23. April 2016 
Melbourne führt regelmässig die Liste der lebenswertesten Städte der  Welt an.  
  
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    Vielleicht wegen solchen Details (Kinder-Waschbecken in einer öffentlichen Toilette)  | 
    
 
Mit über 140 verschiedenen Nationalitäten die hier leben, ist sie auch  die grösste Multi-Kulti-Stadt der Welt und hat - Stand 2014 - 4,25 Millionen  Einwohner. Aber auch die flächenmässigen Dimensionen dieser Stadt sind riesig,  nämlich etwa 80 Kilometer von West nach Ost (ebenfalls Stand 2014). 
  Eine Ahnung der Grösse bekommt man am besten von oben, deshalb leisteten  wir uns heute eine Fahrt mit dem Melbourne Star, einem der grössten Riesenräder  der Welt.  
  
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    Riesenrad "Melbourne Star"  | 
    
 
Die Fahrt dauert eine halbe Stunde und wir waren ganz alleine in der  grossen, etwa 20 Passagiere fassenden Kabine. Ein tolles Erlebnis. Das  Riesenrad steht in den Docklands, wo in den letzten Jahren auf Teufel komm raus  gigantische Wohnkomplexe erstellt wurden, in welchen die Appartements wohl auch  gigantisch teuer sind. 
  
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    Aussicht auf die Docklands und das Zentrum  | 
    
 
Mit dem Gratis-Tram fuhren wir dann noch etwas in der City herum bevor  wir, übersatt von den vielen Eindrücken ins Appartement zurückkehrten.  Schliesslich müssen wir noch packen, denn morgen fliegen wir zurück nach  Auckland. 
Sonntag, 24. April 2016 
Gegen zehn Uhr nahmen wir ein Taxi zum Flughafen und hatten dort noch  genügend Zeit, um etwas zu essen, bevor unsere  Flug nach Auckland startete. In Auckland hatten wir leider insofern Pech, als  vor uns eine Maschine aus dem asiatischen Raum landete. Die  Sicherheitskontrollen in Neuseeland sind bei der Ankunft extrem. Kein fremder  Apfel darf ins Land und viele Asiaten haben ganze Koffer voller Lebensmittel  bei sich. Entsprechend lange standen wir an, bevor unser Gepäck endlich durch  die Röntgenanlage durfte und wir den Zettel mit der Erklärung abgeben konnten,  dass wir keine schmutzigen Wanderschuhe und keine Medikamente und natürlich  auch keine Ricola-Täfeli bei uns haben. 
  Genau eine Nacht lang sind wir nun wieder in Neuseeland, bevor es morgen  endgültig weiter geht auf unserem Trip rund um die Welt. 
  
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    Regen in Auckland - Cook Islands wir kommen!  | 
    
 
   
  
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